Binnenschifffahrt, september 2002
Editorial:
Grüne gegen Schifffahrt auf Flüssen
Bodewig hält an Anbau der Elbe fest
Bodewig: An der Elbe wird nur repariert
Bodewig kündigt nationale Flußkonferenz an
Trittin: Binnenschiffe sollen auf Kanäle ausweichen
Das ist doch mal eine klare Linie. Da weiß doch jeder
gleich was los ist - oder? In Rommerskirchen - der
niederrheinischen Heimatstadt von
Bundesverkehrsminister Kurt Bodewig - gibt es eine
klare Definition für diese Reihenfolge politischer
Enscheidungen: Rein inne Kartoffeln - raus ausse
Kartoffeln.
Dass die fürchterliche Flutkatastrophe im August
besonder Entscheidungen - und auch Überprüfungen -
erforderlich macht, liegt auf der Hand und ist für
jeden einsehbar, aber diese unterschiedlichen Meldungen
und Verlautbarungen und dann der merkwürdige Bodewig-
Rückzieher innerhalb weniger Tage - das ist denn nun
doch ein wenig zuviel.
Da wird aber eines sehr deutlich: dass nämlich die
Grünen die Verkehrspolitik der SPD bestimmen und
letztendlich den Ton angeben. Immerhin hat
Bundesverkehrsminister Bodewig eine 'Flusskonferenz'
angekündigt. Der Bundesverband der Deutschen
Binnenschifffahrt (BDB) hat umgehend seinen Anspruch
angemeldet, in dieser Flusskonferenz vertreten zu sein
und BDB-Präsident Heinz Hofmann ist sicher, dass dabei
zwischen ökologischen und wirtschaftlichen
Notwendigkeiten ein Kompromiss gefunden werden kann,
aber er bleibt natürlich bei seiner Forderung nach
einem weiteren Ausbau des Wasserstraßennetzes.
Es dürfe nicht aus den Augen verloren werden, dass es
sich bei der Binnenschifffahrt unbestritten um den
umwelfreundlichsten Verkehrsträger mit hoher
volkswirtschaftlicher Bedeutung handele. Dass die
umwelfreundliche Binnenschiffahrt von den angeblich ach
so umweltliebenden Grünen nichts aber auch gar nichts
zu erwarten hat, zeigt die Forderung des Grünen-
Umweltminister Trittin: Er will, dass die Schiffe von
den Flüssen verschwinden!
Im Gespräch mit der Redaktion der Zeitschrift
'Binnenschifffahrt' bestätigte ein Trittin-Sprecher,
dass der Umweltminister es gerne sähe, wenn
Binnenschiffe Flüsse - insbesondere die Elbe - nicht
mehr befahren würden. Es reiche doch, so der Sprecher,
wenn der Elbe-Seitenkanal und der Mittellandkanal
genutzt würden, wozu parallele Schifffahrtswege?
Die Deutsche Presseagentur hatte zuvor Trittin nach
einer Veranstaltung in Dömitz zitiert, wonach deutsche
Flüsse gar nicht mehr ausgebaut werden sollten, weil es
sich doch in erster Linie um Flüsse und nich um
Bundeswasserstraßen handele. Das sei nicht nur
ökonomisch sinnvoller, sondern schone auch die Umwelt.
Zudem sei eine nicht verbaute Flusslandschaft ein
wichtiger Tourismusfaktor.
Seit Menschengedenken werden Frachten mit Schiffen über
die Flüsse der Welt befördert. Die Grünen haben jetzt
die merkwürdige Idee, dass Schiffe nicht mehr auf den
Flüssen, sondern nur noch über die Kanäle fahren
sollen. Die deutsche und die europäische
Binnenschifffahrt kann nur hoffen, dass die Grünen
nicht einmal in ihren eigenen Reihen eine Mehrheit für
eine solch absurde Idee finden.
Friedbert Barg
Chefredakteur